Ein Mann durchquerte eine Wüste. Auf der Suche nach einem schattigen Rastplatz fand er einen überhängenden Felsen, der ihm Schatten bieten konnte für die Zeit seiner Rast. Der Mann ging dorthin. Zu seiner Überraschung wuchs dort ein Grashalm. Offenbar war die Erde hier etwas feucht. Bevor er seine Reise fortsetzte, baute er mit ein paar Steinen noch eine kleine Mauer davor, um die Pflanze vor dem Austrocknen zu schützen. Auf seinem Rückweg kam er wieder vorbei und war sehr erfreut: Aus dem Grashalm war ein richtiges kleines Grasbüschel geworden. Der Mann grub noch etwas tiefer in die Erde und drang in noch feuchteres Erdreich vor. Mit einem Tuch, Pfählen und Schnüren verbesserte er den Windschutz für seine Pflanze. Viele Jahre später musste ein Freund dieses Mannes dieselbe Wüste durchqueren. Da bat er ihn:“Schau doch einmal nach, was aus meiner Pflanze geworden ist.“ Als der Freund zurückkehrte, berichtete er:“Andere Reisende haben die Stelle entdeckt. Jemand hat dort einen Brunnen gegraben. Aus deinem Grasbüschel ist ein kleines Stück Wiese geworden. Daneben wächst ein schöner Feigenbaum. In seinen Blättern zirpte eine Grille.“
(Von Stefan Hammel aus „Der Grashalm in der Wüste“)